Bildhauer Martin Schonhardt führt Idee und Raum zusammen - Etwas, das berührt

Bildhauer Martin Schonhardt führt Idee und Raum zusammen - Etwas, das berührt
Regina Adamczak, BMonline
Veröffentlichungsdatum:
04 September 2016
Architektur und Skulptur sind eng miteinander verbunden, sagt der Bildhauer Martin Schonhardt aus Simonswald im Schwarzwald. Er sieht seine Aufgabe darin, Idee und Raum zusammenzuführen. Für ein Büro in Freiburg gestaltete er mehrere Skulpturen zum Thema „Begegnung“.
 
„Das Thema Begegnung berührte und faszinierte meine Kunden, einen Rechtsanwalt und eine Fotografin, genauso wie mich.“ Martin Schonhardt hat die Zusammenarbeit als überaus angenehm und fruchtbar in Erinnerung. „Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass es passt.“ Aus Erfahrung weiß der Bildhauermeister, dass eine solche Zusammenarbeit nicht immer einfach sein muss: „Manchmal stellt sich der Kunde einfach etwas anderes vor.“ Dann entwickelt er Alternativen. Wobei Schonhardt betont: „Ich mache keine faulen Kompromisse, wenn ich von einem Entwurf überzeugt bin.“ Er will sich seine Eigenständigkeit immer erhalten. Denn zum einen sollte seine Handschrift erkennbar sein und zum anderen müsse ein Entwurf der Sache gerecht werden.

Mit seinem Entwurf möchte Martin Schonhardt einen Weg aufzeigen. Entstehen soll ein unverwechselbares Unikat. Wenn er Skulpturen für ein Objekt entwickelt, macht er sich zuerst Gedanken über die Funktion des Hauses, über die Menschen, die dort ein und aus gehen, über die Menschen, die es bewohnen. Er schaut sich die Architektur an und saugt die Eindrücke auf. Dann entstehen die ersten Skizzen und Entwürfe.

„In diesem Projekt bin ich schon zu einem sehr frühen Stadium in die Planung mit einbezogen worden und konnte mir schon im Rohbau einen Eindruck von der Wirkung der Skulpturen verschaffen.“ Schonhardt muss Zeit haben für seine Ideen, Zeit für das Erarbeiten eines ersten Entwurfes („da zeichne ich viel“), für das maßstabsgerechte Modellieren in Ton, für Raummodelle. Er hält es auch für wichtig, die Kunden in einem frühen Stadium mit einzubinden. „Die Kunden tun sich oft schwer darin, sich eine Idee dreidimensional vorzustellen. Da können die Schreiner wahrscheinlich auch ein Lied von singen.“
 
Der Mensch im Mittelpunkt
Dabei sind Auftragsarbeiten aber nur ein Teil seines Schaffens. „Manchmal bin ich zwar froh um eine Aufgabenstellung“, sagt Martin Schonhardt augenzwinkernd, aber im Allgemeinen ist er um Themen nicht verlegen: „Mir begegnet oft ein Thema, dass mich so berührt, das ich es umsetzen und ihm eine Form geben möchte.“ Der Bildhauermeister zeigt in seinen Skulpturen aus Holz, Stein oder Bronze den Mensch in seinen verschiedensten Facetten. Der Mensch ist der Mittelpunkt seiner Arbeit.
 
„Für mich ist die Vorstellung wichtig. Ich muss meine Idee vom Kopf über die Hände in die Form bekommen. Manchmal gehe ich aber auch eher über das Material an die Sache heran, nicht von der konzeptionellen Seite.“
 
Auch persönliche Grabdenkmale entwirft er gerne. „Jeder Mensch ist einmalig, deshalb kann nur ein individuelles Zeichen seiner gedenken.“ Zudem sind sakrale Objekte ein wichtiger Teil seines Schaffens: Altar, Sedilien, Ambo und anderes für den Kirchenraum.
 
Verlasst die eingetrampelten Pfade
Martin Schonhardt hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Und ein bisschen ist ihm auch in die Wiege gelegt worden: Immerhin war sein Vater traditioneller Holzschnitzer. Schonhardt absolvierte eine Ausbildung zum Holzbildhauer, gleich anschließend eine Ausbildung zum Steinbildhauer und besuchte dann die Fachschule für Gestaltung und Steintechnik in Freiburg. „Ich erinnere mich noch gut an die erste Stunde: ,Verlasst die eingetrampelten Pfade, vergesst, was ihr gelernt habt, löst euch von der Vergangenheit.‘ Das hat mir den Anstoß zum freien Gestalten gegeben.“ Er verließ die Schule als Meister und staatlich geprüfter Gestalter und übernahm 1992 die Werkstatt seines Vaters in Simonswald im Schwarzwald. Im Jahr 2003 kam eine kleine Galerie zur Präsentation seiner Arbeiten dazu. Auch auf Ausstellungen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz sind seine Werke immer wieder zu sehen.
 
Martin Schonhardt ist Bildhauer von ganzem Herzen. Das Erforschen von Raum und Material sieht er als dauernden Prozess. Es ist die Antriebsfeder seines künstlerischen Arbeitens. Hinsehen, zuhören, hineindenken, erforschen, skizzieren, besprechen, verwerfen, neu entwerfen. Konkretere Wege sehen, ausarbeiten. Lösungen umsetzen und in das neue Umfeld einfügen.

Aber gibt es denn auch mal Tage, an denen ihm nichts einfällt, ihn nichts berührt, verfolgt, bearbeitet werden will, möchte ich wissen. Martin Schonhardt: „Ja, dann gehe ich einfach Holz hacken oder noch einfacher: spazieren!“
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